Wanderausstellung "Expediton Custine - Rheinland-Pfalz, Hessen und die gescheiterte Freiheit 1792/93"
Begleitband zur Wanderausstellung.
VKP 12,- €, nur über die Stiftung erhältlich.
Im Frühherbst 1792 gelangte ein französisches Revolutionsheer unter General Adam-Philippe Custine – und zunächst ohne Befehl aus Paris – nahezu ohne Widerstand über die Rheinpfalz, Rheinhessen bis in Hunsrück, Taunus und Wetterau. Von der Queich im Süden bis an die Nahe und die Lahn im Norden hieß es für wenige Wochen und Monate „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.
Im Herbst 1792, drei Jahre nach Ausbruch der Französischen Revolution, hatte sich Frankreich zur Republik erklärt – ein Ereignis, das bei den monarchischen Herrschern in Europa mit großem Unwillen und Irritation zur Kennntnis genommen wurde. Als Mitte September ein zur Befreiung Ludwig XVI. herangerücktes preußisch-hessisches Heer in der Champagne scheiterte, setzte sich nun französisches Militär unter General Custine überraschend vom Elsaß aus in Bewegung.
In Mainz propagierte Custine zunächst freie Wahlen zu einer neuen, selbstbestimmten Gesellschaftsordnung, konterkarierte jedoch sein Verhalten auf der rechten Rheinseite durch Plünderungen, was ihm schnell den Beinamen „Freiheitsschwindler“ einbrachte. Kaum angekommen, begann aber auch sein militärisches und politisches Scheitern: Schon Anfang Dezember verlor er durch die heranrückenden Gegner nahezu die gesamte östliche Rheinseite.
Bislang ohne Befehl von oben agierend, erreichten ihn jetzt aus Paris die Vorgaben, die gewonnenen Gebiete Frankreich anzuschließen. Seine militärischen Verluste versuchte er nun wettzumachen, indem er die Einwohner der ihm verbliebenen Regionen in Rheinpfalz und Rheinhessen für die neue republikanische Verfassung Frankreichs zu gewinnen bemühte. Doch dieser erste Versuch schlug fehl: In fast allen Orten gingen die zivilen Mitstreiter Custines und die inzwischen eingetroffenen Pariser Politkommissare mit Gewalt, Erpressungen und Geiselnahmen gegen die zögernden stimmberechtigten Einwohner vor, um den gewünschten Ausgang der „Wahlen“ zu erreichen, in denen aber weder eine politische Opposition noch von der momentanen Vorgabe abweichende politische Strömungen zur Wahl standen. Die Bevölkerung ließ sich deshalb nicht zu einer neuen, angeblich „freien“ Gesellschaft bekehren – die durch ihn initiierte Mainzer Republik fand kaum Zustimmung. Um eine politische Stabilisierung zu erreichen, verfügten die Deputierten, Nichtwähler zu deportieren und ihr Vermögen zu konfiszieren, unter anderem hatten fast alle Mainzer Juden die Stadt zu verlassen.
Was von manchen Unterstützern als hoffnungsvolles Unternehmen im Namen von „Freiheit und Gleichheit“ ersehnt worden war, endete in einer autoritären Diktatur. Mit dem Fall von Mainz schloss die Expedition Custine am 23. Juli 1793.